Keine Angst vor psychischen Belastungen am Arbeitsplatz

Fachinformation - geschrieben am 21.03.2025 - 09:03
ein roter und ein blauer Torso mit einem skizzierten Gehirn

Psychische Belastungen sind in der heutigen Arbeitswelt ein zentrales Thema. Die Redaktion hat dazu mit Katja Fischer, Diplompsychologin und Aufsichtsperson bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) gesprochen.

Frau Fischer, welche psychischen Belastungen treten in den Branchen des Gesundheitsdienstes und der Wohlfahrtspflege am häufigsten auf?

Zunächst möchte ich klarstellen, dass bei jeder Tätigkeit Belastungen für die Mitarbeitenden entstehen – sei es durch verwendete Arbeitsmittel, Lärm, Chemikalien oder körperliche Belastungen wie Heben und Tragen. Psychische Belastungen sind ein weiterer Teilbereich, der dabei alles Mögliche umfassen kann: den Umgang mit Menschen, häufiges Telefonklingeln, Beleuchtung oder herausforderndes Verhalten. Diese Belastungen sind einfach vorhanden und sie wirken auf unser psychisches Wohlbefinden ein. Das bedeutet jedoch nicht, dass unter diesen Einflüssen automatisch alle leiden. Es ist ein bisschen wie mit Rückenbelastungen: Zu viel ist ungesund, zu wenig aber auch.

Verstehen wir das richtig, dass es mehr um die Auswirkungen geht, die psychische Belastungen haben können?

Ja, das trifft es gut. Die gleiche Situation, z.B. der „Umgang mit hilfsbedürftigen Menschen“, kann als überfordernd (negative Beanspruchung) erlebt werden, wird aber oft auch als bereichernd und sinnstiftend empfunden (positive Beanspruchung). Der Arbeitgeber trägt die Verantwortung, negative Beanspruchungen zu verhindern oder zumindest zu verringern. Ein wichtiges Mittel zur Risikominimierung ist die Gefährdungsbeurteilung, die im Arbeitsschutz vorgesehen ist und für den jeweiligen Betrieb geeignete Maßnahmen, wie z.B. Supervision, Teamcoaching, Seelsorge … vorsieht. Welche genau das sind, sollten Arbeitgeber mit den Mitarbeitenden gemeinsam entwickeln.

Gibt es klassische Belastungen, die häufig zu negativen Beanspruchungen führen?

hohe Arbeitsintensität aber geringer Handlungsspielraum Ungleichgewicht zwischen erlebter Leistung und erhaltener Belohnung/Wertschätzung Überstunden/lange Arbeitszeit/Schichtarbeit geringe soziale Unterstützung Rollenstress aggressives Verhalten am Arbeitsplatz

Das klingt spannend. Wo können Interessierte mehr zum Thema erfahren?

Gute Informationen zum Einstieg und zur vertiefenden Arbeit finden sich auf der entsprechenden Seite unserer Homepage unter www.bgw-online.de sowie auf der Webseite der GDA (Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie) unter www. gda-psyche.de.

Vielen Dank! Möchten Sie unseren Mitgliedsbetrieben noch etwas mit auf den Weg geben?

Auch wenn das Thema Psyche zunächst wenig greifbar erscheint, lohnt es sich, sich damit auseinanderzusetzen. Es ist tatsächlich nicht so kompliziert, wie es zunächst wirken mag, und die Beschäftigung mit diesem Thema hat direkte Auswirkungen auf die Qualität Ihres Unternehmens und Ihre Attraktivität als Arbeitgeber.

 

Was sind Psychische Belastungen?

Nach der DIN EN ISO 10075 wird unter „Psychischen Belastungen“ die Gesamtheit aller Einflüsse, die von außen auf den Menschen einwirken und sich psychisch, d.h. auf das Erleben und Verhalten des Menschen auswirken, verstanden.

 

Katja Fischer

Dipl.-Psychologin

Aufsichtsperson bei der BGW Karlsruhe

 

Beitrag aus ParitätInform 4/2024

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