Beim „Sommergespräch“ des Paritätischen Kreisverbandes Konstanz war am 21. Juli 2024 Dr. Ulrich Schneider zu Gast. Seit 25 Jahren ist er Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, nun tritt er zum Monatsende ab. In entspannter Atmosphäre, mit äußerst interessierten Zuhörer*innen, ließen die geschickten Fragen des Moderators Thomas Warndorf das Gespräch zu einem Kaleidoskop werden, das Einblicke in Schneiders persönlichen Werdegang, vor allem aber in politische und soziale Themen seiner langen Amtszeit erlaubte. „Was Deutschland jetzt braucht“ erläuterte Schneider in gewohnt anschaulicher Weise basierend auf seinen langjährigen Erfahrungen.
Ein erfolgreiches Rezept, um soziale Probleme anzugehen, sei es, diese in politische Probleme zu überführen. Wenn beispielsweise Menschen in einer Fußgängerzone „herumlungerten“, würde sich kaum jemand dafür interessieren, dass ihnen mit geeigneten Wohnangeboten und Therapien geholfen würde. Wenn allerdings der örtliche Handel sich über ausbleibende Kundschaft beschwere, würde die Politik eher aktiv, die Situation zu verbessern.
Bei der Umsetzung Paritätischer Anliegen in der Bundespolitik stellte Schneider ernüchtert fest, dass die frühzeitige Beeinflussung der Wahlprogramme zwar oftmals erfolgreich gewesen sei, jene aber nach der Wahl nie umgesetzt worden seien. „Noch vor den Koalitionsverhandlungen war eine Tabuisierung von Steuererhöhungen gesetzt.“ Gerade aber die Erhöhung des Steueraufkommens durch eine Steuerreform bei Superreichen hält er für geboten.
Seine starke Medienpräsenz begründet Schneider damit, dass lange Zeit kaum linke Opposition vorhanden gewesen sei. Seine Aussage, dass „Hartz IV gleichzusetzen sei mit Armut“ sei eine starke Positionierung gewesen und habe aus dem Thema ein Alleinstellungsmerkmal werden lassen, das er nicht angestrebt hatte. Armut sei allerdings das große verbindende Thema im Paritätischen, das Schicksal sozialer Organisationen ganz eng damit verbunden. Auch für die Zukunft hält er das diskussionsfreudige Einbringen in Medienschlachten für Erfolg versprechender als ein reines Aufzeigen von Fakten. „Die richtigen Personen müssen aufklären.“