Gesundheit als Grundlage Sozialer Arbeit

Fachinformation - geschrieben am 10.01.2025 - 10:28
Business-Frau in einem sonnigen Büro lehnt sich entspannt vom Laptop zurück

Die Arbeit in sozialen Berufen ist von hoher gesellschaftlicher Relevanz, geht jedoch mit enormen psychischen und physischen Belastungen einher. Der in dieser Branche herrschende Arbeitskräftemangel führt zu Engpässen, Stress und hohen Krankenständen. Gleichzeitig steigen mit der Nachfrage nach Dienstleistungen die Fallzahlen.

Die digitale Transformation, der Klimawandel und Dauerkrisen erhöhen den Druck auf die Betriebe zusätzlich. Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) wird daher immer wichtiger. Denn: Gesunde Arbeitsbedingungen sind essenziell, um Krankschreibungen zu reduzieren, ein gutes Betriebsklima zu schaffen, Mitarbeitende zu binden und als Arbeitgeber langfristig erfolgreich zu sein.

Krankmeldungen auf Rekordhoch

Die Tagesschau meldete es schon Anfang Oktober: Die Krankschreibungen in Deutschland liegen auf Rekordniveau. Nach den Erhebungen des AOK Bundesverbands „… fehlten Beschäftigte bereits bis August so oft wegen Krankheit wie im Gesamtjahr 2023."¹

Zu befürchten war bereits zu diesem Zeitpunkt, dass die Ausfälle in diesem Jahr den historischen Höchstwert des Vorjahrs übertreffen.² Die Sozialwirtschaft leidet unter dieser Entwicklung besonders stark. Die Zunahme der Krankheitsfälle treibt nicht nur die ohnehin schon hohen Arbeitskosten weiter in die Höhe, sondern verschärft die bereits bestehenden Personalengpässe. Das belastet die Beschäftigten.

Großes Engagement und Gefahr des „Ausbrennens“

Wer im sozialen Bereich tätig ist, weiß, wie anspruchsvoll diese Arbeit sein kann. Hier geht es nicht nur um die geleisteten Stunden, sondern um Verantwortung für andere Menschen. Die Mitarbeitenden bringen sich mit viel Empathie und großem Engagement für ihre Klient*innen ein. Diese Haltung macht ihre Arbeit unschätzbar wertvoll, birgt jedoch Risiken. Mentale Erschöpfung ist für viele Beschäftigte ein Bestandteil des Alltags, was psychische Erkrankungen auslösen kann. Diese führen meist zu langen Phasen der Arbeitsunfähigkeit und haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen.³

Technostress, Kehrseite der Digitalisierung

Ein weiterer Faktor, der die soziale Arbeit zunehmend prägt, ist die Digitalisierung. Smarte Apps, neue Plattformen, Roboter oder KI bieten die große Chance, Prozesse effizienter zu gestalten und dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Sie können aber auch Technostress auslösen. Darunter sind die negativen physischen und psychischen Auswirkungen zu verstehen, die der Umgang mit digitalen Technologien verursacht. Dieser Stress entsteht beispielsweise, wenn sich Beschäftigte durch Monitoring-Technologien unter Druck gesetzt fühlen, ständig erreichbar sein müssen oder die eingesetzten technischen Lösungen als zu komplex empfinden.

Klimawandel macht vor der sozialen Arbeit nicht halt

Eine noch oft unterschätzte Herausforderung für die Gesundheit der Arbeitskräfte in der sozialen Arbeit stellt der Klimawandel dar: Extreme Temperaturen können Dehydrierung, Erschöpfung und sogar lebensbedrohliche Hitzschläge verursachen. Luftverschmutzung verschärft gesundheitliche Probleme wie Atemwegserkrankungen, während durch klimatische Veränderungen tropische Krankheiten in Mitteleuropa Einzug halten. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach sozialen Dienstleistungen durch häufigere Naturkatastrophen und mehr Klimaflüchtlinge.

BGM – ein Gewinn für alle

All das zeigt, dass ein starkes BGM in der Sozialwirtschaft kein Luxus sein darf. Es ist zum einen Ausdruck der Wertschätzung für die Mitarbeitenden, die das Herzstück der sozialen Arbeit bilden. Zum anderen ist es ein Instrument, um die Leistungsfähigkeit der Einrichtungen langfristig sicherzustellen. Studien, wie die der iga, belegen, dass sich Betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention lohnen.4

Der Fehlzeitenreport der AOK weist darauf hin, dass ein höheres Engagement in Mitarbeitergesundheit zu einer stärkeren emotionalen Bindung der Beschäftigten an ihren Betrieb führt, was sich wiederum positiv auf Fehlzeiten und Fluktuation auswirkt. Eine höhere Identifikation mit dem Arbeitgeber ist nicht nur förderlich für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, sondern auch für die Motivation und die Leistungsbereitschaft.5

Eine Voraussetzung für die Verringerung der Krankenstände ist die Stärkung der Gesundheitskompetenz der Beschäftigten. Informierte Mitarbeitende, die gesundheitsfördernde Aspekte sowie potenzielle Risiken verstehen, handeln bewusster, treffen reflektierte Entscheidungen und übernehmen Verantwortung für ihr Wohlbefinden.6 Zudem sind Führungskompetenzen und eine auf die Bedürfnisse der Beschäftigten abgestimmte Gestaltung der individuellen Arbeitssituation entscheidend für eine starke Bindung des Personals an das Unternehmen.

Für eine gesunde und zukunftsfähige Arbeitswelt

Diese Aspekte verdeutlichen, wie eng Gesundheit, Betriebsklima und Leistung miteinander verbunden sind. Wie Organisationen eine gesunde und zukunftsfähige Arbeitswelt schaffen können, war Thema des 3. Paritätischen Gesundheitskongresses, der unter dem Motto Vorbeugen.Verändern.Verbessern. am 27. und 28. November 2024 digital stattfand. Das Event veranstalteten die Paritätischen Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz/Saarland mit Unterstützung der BGW, der AOK Baden-Württemberg, der AOK Bayern, der IKK Südwest und der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement.

Die Paritätischen Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz/ Saarland und Hessen begleiten ihre Mitgliedsorganisationen beim Aufbau und der Weiterentwicklung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Mit Informationen, Weiterbildungen, Fachtagen und Beratungsleistungen unterstützen sie in den Bereichen Arbeits- und Gesundheitsschutz, betriebliches Eingliederungsmanagement und betriebliche Gesundheitsförderung. So können Betriebe ihre Unternehmerpflichten umsetzen und gesunde Arbeitsverhältnisse schaffen. Die Mitglieder profitieren von unserer internen Expertise und von einem breiten Spektrum an Leistungen, die der Verband in Kooperation mit seinen Partnern anbietet.

Quellen

1 https://www.tagesschau.de/wirtschaft/krankschreibungen-statistik-hoechststand-100.html, Abruf 03.12.2024
2 https://www.aok.de/pp/gg/update/fehlzeiten-erreichen-re-kordhoch/, Abruf 03.12.2024
3 https://www.aok.de/pp/gg/daten-und-analysen/fehlzeiten-report/ Abruf 03.12.2024
4 https://www.iga-info.de/veroeffentlichungen/igareporte/iga-report-40, Abruf 04.12.2024
5 https://www.wido.de/news-presse/pressemitteilungen/2024/ fehlzeiten-report-2024/, Abruf 20.11.24
6 https://www.aok.de/fk/betriebliche-gesundheit/grundlagen/ fehlzeiten/ueberblick-fehlzeiten-report/, Abruf 04.12.2024

 

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