Am 24. April 2024 fand im Glashaus in Freiburg-Rieselfeld eine hochkarätige Podiumsdiskussion statt, organisiert vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, Kreisverband Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald. Unter dem Motto "In soziale Zukunft investieren! Sozialwirtschaft unter Druck: Folgen für die Gesellschaft und Möglichkeiten der Politik" versammelten sich Vertreter*innen von Mitgliedsorganisationen, politische Entscheidungsträger*innen und interessierte Bürger*innen, um über Lösungsansätze für die aktuellen Herausforderungen in der Sozialwirtschaft zu diskutieren. 8 Politiker*innen saßen auf dem Podium.
Ziel der Veranstaltung war zum einen die zusammengetragenen Punkte aus den Paritätischen Mitgliedsorganisationen an die Politiker weiterzugeben und über Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren. Zum anderen sollten die Gäste die Positionen der Parteien und Personen dahinter kennenlernen.
Ganz oben in der Themenliste der sozialen Organisationen stand ein Problem, das sozusagen die Mutter vieler Probleme ist:
- Der Wohnraummangel und die damit einhergehenden hohen Mieten. Mit zu diesem Themenkomplex gehören auch die langen Wartezeiten beim Wohngeldbezug und damit verbunden die ausbleibenden Annexleistungen, was sich massiv auf Familien in prekären Lebenslagen auswirkt
- Als große Herausforderung werden auch die Bildungsbenachteiligung und fehlende Chancengerechtigkeit bei von Armut betroffenen Familien gesehen, auch was digitale Kompetenzen angeht.
- Durch die mangelhafte Sozialberatung in den Stadtteilen kennen viele Menschen die Unterstützungsmaßnahmen nicht, die ihnen eigentlich zustehenden. Oder sie haben große Schwierigkeiten, die entsprechenden Anträge auszufüllen. Oder sich schämen sich einfach, ihre Bedürftigkeit offenzulegen.
- In der letzten Zeit ist die Nachfrage nach Beratung und Prävention im Bereich psychosozialer Hilfen stark gestiegen. Die bestehenden Selbsthilfeeinrichtungen und das Selbsthilfebüro sind am Limit.
- Es mangelt an barrierefreiem Wohnraum und an Betreuungskapazitäten und Heimplätze im Rahmen der Eingliederungshilfe für Jugendliche und junge Erwachsene
Um die Mängel zu beheben, wurden ganz konkrete Wünsche an die Kommunalpolitik adressiert:
- Mietpreisbremse umsetzen; konkrete Vorgaben von Mietobergrenzen an die FSB
- Verbesserung der Rahmenbedingungen zum Wohngeldantrag; deutlich schnellere Bearbeitungszeiten; vorläufige Entscheide; Einrichtung eines Fonds für Annexleistungen
- Sozialberatung in allen Quartieren bzw. Ausbau der Sozialberatung in den Stadtteilen mit Quartiersarbeit
- Verbesserung der Bildungschancen durch ein abgestimmtes Konzept, auch zur digitalen Teilhabe
- Ausbau psychosozialen Hilfen sowie Ausbau der Unterstützung des Selbsthilfebüros.
Die Politiker wurden gebeten, die Forderungen der Organisationen in eine Reihenfolge zu legen, wie sie sie priorisieren wollen - und eben auch: Wie sie denken, sie finanzieren zu wollen.
Die Veranstaltung bot eine Plattform für einen konstruktiven Dialog und regen Austausch zwischen den Podiumsgästen und dem Publikum. Moderiert von Renate Heyberger, ehemalige Vorständin des KV Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald, lieferten die Vertreter*innen der GRÜNE, SPD, Unabhängige Frauen, CDU, Linke Liste, Freiburg Lebenswert, Liste Teilhabe und Inklusion sowie Grüne Alternative Freiburg wertvolle Einblicke und unterschiedliche Perspektiven auf die drängenden Probleme der Sozialwirtschaft in Freiburg und Umgebung.
Ralf Nuglisch, Leiter des Bereichs Arbeit und Qualifizierung im Paritätischen Landesverband Baden-Württemberg, hielt einen einführenden Vortrag, der die Diskussionen anregte und Impulse für weitere Überlegungen lieferte.
Die Teilnehmer*innen betonten die Notwendigkeit, in die soziale Infrastruktur zu investieren und tragfähige Lösungen für die aktuellen Herausforderungen der Stadt zu finden. Dabei wurden verschiedene Ansätze diskutiert, darunter eine sichere und verbindliche Regelfinanzierung sowie verstärkte Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung und sozialen Organisationen. Die lange Bewilligungszeit von Wohngeldanträgen war ebenso ein großes Thema, was in einem Fachgespräch bearbeitet werde.
Vanessa Carboni, Vorstandsmitglied des Paritätischen Kreisverbands Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald, zeigte sich erfreut über die rege Beteiligung und den konstruktiven Austausch: "Diese Podiumsdiskussion hat gezeigt, wie wichtig es ist, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten und die Zukunft der Sozialwirtschaft aktiv mitzugestalten. Wir danken allen Teilnehmer*innen für ihr Engagement und ihre wertvollen Beiträge."