Ein Tun mit allen Sinnen

Fachinformation - geschrieben am 25.07.2022 - 14:10
Kinder auf dem Acker beim Saen

Der LernOrt Berghof macht Landwirtschaft erlebbar und begreifbar

Seit mehreren Jahren kooperiert die kit jugendhilfe mit dem Tübinger Biolandbetrieb Berghof. Im „LernOrt Berghof“ bietet kit Bildungsangebote für Kinder, Jugendliche und Familien im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Das Angebot gilt für Kindergartengruppen, Schulklassen, Gruppen aus dem Bereich Jugend- und Erziehungshilfe, Eltern-Kind-Mitmachaktionen, Gruppen aus Stadtteiltreffs, Jugendhäusern oder anderen sozialen Einrichtungen. Manche kommen einmalig, wieder andere bearbeiten ein Thema über den Jahresverlauf hinweg, andere kommen wöchentlich. Am Mittwoch ist offener Nachmittag für Kinder und Jugendliche.

Das Tun mit den eigenen Händen und allen Sinnen ist wichtiger Bestandteil des LernOrts: wir füttern und versorgen die Tiere, stellen Werkzeuge her, zeichnen unsere Tiere, schnei- den, bestimmen und trocknen Kräuter, säen und pflanzen Getreide und Gemüse, arbeiten mit Holz, Bohrer, Stichsäge und Akkuschrauber, schneiden Hecken, pflanzen Bäume, ernten Obst, reparieren Zäune, verarbeiten die Wolle unserer Schafe und vieles mehr.

 

Freiraum für eigene Entdeckungen

Zentral ist der Freiraum für eigene Entdeckungen sowie die Entschleunigung. In einem sonst häufig stark durchgetakteten Alltag bietet der LernOrt Berghof Gelegenheiten, sich zu vertiefen, Langeweile zu haben, um daraus neue eigene Ideen und Fragen entstehen zu lassen, die dann nur noch umgesetzt und beantwortet werden wollen. Die Präsenz der Tiere schafft Interaktionen, die eine tiefe Wirkung haben können. Gerade die Kinder und Jugendlichen, die sich ansonsten eher schwer fokussieren und länger auf eine Sache konzentrieren können, kommen im Kontakt mit den Tieren zur Ruhe.

Grundlage der pädagogischen Arbeit ist der landwirtschaftliche Biolandbetrieb – das heißt, das hier ist kein Aktivspiel- platz und auch kein Streichelzoo. Kinder und Jugendliche werden – entsprechend ihrer Möglichkeiten – in die realen Abläufe mit eingebunden: Mitarbeit in der Tierhaltung, der Landwirtschaft, der Landschaftspflege und bei Bauprojekten. Sie erleben: gemeinsam können wir etwas schaffen und erreichen. Dabei wird inklusiv gearbeitet: alle Kinder und Jugendlichen sind willkommen. Auch wenn der LernOrt nicht überall barrierefrei ist, wird an kreativen Lösungen gearbeitet.

Verantwortung übernehmen

Kindern und Jugendlichen wird viel zugetraut. Sie bekommen die Gelegenheit, sich als selbstwirksam zu erleben und Verantwortung zu übernehmen. Auch mit schwierigen Situationen werden sie konfrontiert (Tod eines Kälbchens, kaputtes Gemüse durch Hagel oder Trockenheit …), die Gesprächsanlässe bieten. Es gibt offene Lernprozesse und gemeinsames Reflektieren.

Die Kinder, Jugendlichen und Familien sind meist begeistert, kommen gerne und sind stolz auf ihre Erfahrungen. Nach einem herbstlichen Nachmittag der Apfelernte antwortete ein neunjähriges Mädchen mit strahlenden Augen auf die Frage, was das Beste für sie war: „Ich habe mich heute wie eine richtige Arbeiterin gefühlt!“ Und das war sie auch.

 

Jutta Golz
Bereichsleitung 
kit Jugendhilfe Tübingen
Beitrag aus PARITÄTinform 2/2022

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