Bildungsungerechtigkeiten abschaffen! Mehr Chancengerechtigkeit beim Zugang zur Bildung

Fachinformation - geschrieben am 19.07.2019 - 11:29

Im Juni hat die Gebrüder Grimm Schule aus einem sozialbenachteiligten Viertel in Hamm den deutschen Schulpreis gewonnen und damit gezeigt, dass Not erfinderisch machen kann und es innovative Ideen braucht, um Chancengerechtigkeit beim Zugang zu Bildung herzustellen.

In Deutschland ist es leider immer noch ein Fakt, dass Kinder und Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Familien auffallend selten das Gymnasium oder eine Universität besuchen. Nur ein Viertel der Kinder und Jugendlichen erreichen einen höheren Bildungsabschluss als Ihre Eltern.

Jedoch sollte in einem reichen Land wie Deutschland der Bildungserfolg nicht von der Herkunft, dem sozialen Status oder der Dicke der Geldbörse abhängen! Aus diesem Grund benötigt es neue Strategien, um erfolgreiche Bildungsabschlüsse für alle herzustellen. Digitalisierung kann ein Teil dieser Strategie sein. Diesen Weg beschreitet z.B. die Alemannen Schule in Wutöschingen, welche beim deutschen Schulpreis ebenfalls eine Auszeichnung für Innovationen erhalten hat.

Lange bevor der DigitalPakt beschlossen wurde, haben die Lehrkräfte in Südbaden auf einen Einsatz von digitalen Medien und eine selbstentwickelte Lernplattform gesetzt, die es den einzelnen Schüler*innen ermöglicht, die Lerngeschwindigkeit und das Kompetenzniveau selbst festzulegen. Der Einsatz von digitalen Lehr-Lernkonzepten ist kein Allheilmittel. Jedoch können sie, richtig eingesetzt, zu mehr Chancengerechtigkeit im Bildungssystem beitragen. Dafür sind jedoch Strategien notwendig, die ein ganzheitliches digitales Lernen von der Kindheit bis ins hohe Alter ermöglichen können.

 

Digitalisierung des lebenslangen Lernens

Spricht man von Bildung, vor allem auch im Zusammenhang mit der Idee des lebenslangen Lernens, kommt man um das Thema Digitalisierung nicht herum. Experten sind sich darin einig, dass die Digitalisierung im Bildungsbereich zu mehr Chancengerechtigkeit beim Bildungserfolg beitragen kann. Teurer Nachhilfeunterricht oder fehlende familiäre Unterstützung kann durch spielerisch aufbereitete digitale Lernformate zumindest teilweise ersetzt werden. Die zumeist kostenfreien oder zumindest erschwinglichen digitalen Angebote können Leistungsunterschiede zwischen Schülern aus sozioökonomisch schwachen und sozioökonomisch starken Familien minimieren.

Je früher digitale Kompetenzen erlernt werden umso besser, dennoch ließe sich der Zugang zu digitaler Weiterbildung auch für ältere Gesellschaftsmitglieder leichter umsetzen, als der zu konventionellen Bildungsangeboten. Vor allem durch Gamification und kurze Lerneinheiten wie z.B. Microlearning oder MOOCs, können (junge) Menschen auf informelle Art und Weise zum Lernen gebracht werden und somit die Bildungsbeteiligung gesteigert werden.

Um sich die digitalen Möglichkeiten zu Nutze zu machen, muss allen Adressat*innen ein Zugang zur technischen Infrastruktur gewährleistet werden. Die digitale Kluft muss überwunden, der Breitbandzugang vor allem in ländlichen Regionen ausgebaut werden. Daneben ist es wichtig, dass digitale Kompetenzen im Rahmen des lebenslangen Lernens durch systematische Konzepte und Weiterbildung der Fachkräfte gefördert werden.

Bildung ist als ganzheitliches lebenslanges Konzept zu verstehen, das von der frühen Kindheit an gefördert werden muss. Dabei sollten auch die Möglichkeiten der Digitalisierung in Bildungskonzepte einbezogen werden.

Aus Sicht des PARITÄTISCHEN sind dafür folgende Schritte nötig:
  • Bereitstellen von Weiterbildungsbudgets für Fachkräfte der (Frühkindlichen) Bildung, um ihre digitalen Kompetenzen zu fördern
  • Investitionen in Angebote, die digitale Kompetenzen für alle Altersgruppen fördern
  • Bereitstellung von digitalen Lerninhalten als Ergänzung zu konventionellen Bildungsangeboten
  • Ausbau des Breitband-Internets in ländlichen Regionen.
  • Kostenloser Zugang zu kommunalen Bibliotheken
  • Freier Zugang zum Internet auf zentralen kommunalen Plätzen

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