Bildung nach Corona

Fachinformation - geschrieben am 08.08.2022 - 16:21

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie betreffen im Bereich Bildung verstärkt bereits benachteiligte Jugendliche. Die Teilhabe an Bildungsangeboten und die Begleitung beim Übergangsprozess von Schule in Ausbildung sind eingeschränkt.

1 | Bildungsangebot mit Langzeitwirkung

Projekt "noLost" unterstützt benachteiligte Jugendliche

Seit September 2021 reagiert der freie Jugendhilfeträger Waldhaus im Landkreis Böblingen mit dem regionalen ESF React EU Projekt „noLost“ darauf.

Zielgruppe

Die Tendenzen zur aktiven Schulverweigerung haben sich durch die Pandemiesituation verstärkt. Nach Einschätzung der Projektmitarbeitenden haben psychische Erkrankungen bei Jugendlichen zugenommen und hindern sie am regel- mäßigen Schulbesuch.

Die Schulabsolvent*innen des Jahrgangs 2021/2022 sind ebenfalls von den Auswirkungen der Pandemie besonders betroffen. Abgesagte Jobbörsen, fehlende Möglichkeiten ein Praktikum zu absolvieren oder persönlich eine Berufsberatung in Anspruch zu nehmen beeinträchtigen bis heute die berufliche Orientierung dieser jungen Menschen.

Das Projekt „noLost“ richtet sich genau an diese Jugendlichen und unterstützt sie in Kleingruppen und/oder individuell bei der Suche nach einer geeigneten schulischen oder beruflichen Perspektive. „noLost“ arbeitet zudem aufsuchend.

Das Projekt endet zum 31. Dezember 2022. Wo und wie wer- den die Schüler*innen Unterstützung erhalten, die bis dahin nicht wieder ins Regelschulsystem integriert sind oder weiterhin Hilfe beim Übergang Schule/Beruf benötigen?

Katrin Dreher 
Diplom-Sozialpädagogin und Mediatorin
TRIAS Koordinatiorin Regionen Herrenberg/Gäu und Schönbuch/Leonberg, Projekt noLost
Waldhaus gGmbH

2 | Zurück in den normalen Schulalltag

Im Jugendhaus können Jugendliche wieder Motivation und Kraft finden

Im Bad Mergentheimer Jugendhaus ist bereits um 8:00 Uhr reger Betrieb. Untergebracht ist dort das Projekt „Lerngruppe auf Zeit“ (LaZ). Das Hauptziel des Projekts ist, Jugendlichen einen Weg zurück in den normalen Schulalltag zu bahnen, die es derzeit gar nicht oder nur sehr schwer schaffen, zur Schule zu gehen.

An diesem Angebot nehmen auch Schüler*innen teil, die durch Schulverweigerung ihren Abschluss gefährden. Hauptsächlich sind bei dem freiwilligen, zeitlich begrenzten Angebot Jugendliche ab Klasse 7 der Schulen Bad Mergentheims dabei, bei denen aufgrund unterschiedlicher Schwierigkeiten ein Schulabbruch oder Schulversagen droht.

Aktuell besuchen acht Jugendliche die Lerngruppe auf Zeit, sie kommen regelmäßig tage- oder stundenweise in die LaZ. Sie bringen die unterschiedlichsten Probleme mit. Oft sind es nicht die Kinder, die nicht ins Schulsystem passen. Das Schulsystem ist es, das nicht zu den Kindern passt. Ein individuelles Arbeiten, das ressourcen- und situationsorientiert ausgerichtet ist, ist in der Pädagogik so unglaublich wichtig!

Individuelle Förderung und enge Kooperation

Der Vormittag setzt sich aus Lern- und Spielzeiten, Einzel- und Gruppengesprächen sowie pädagogischen Angeboten zusammen. Eine Teilnehmerin bemerkt: „Man ist nicht ein- fach nur DA, sondern wird auch GESEHEN!“ Eine individuelle Bildungs- und Übergangsplanung für die Jugendlichen wird erarbeitet, gemeinsam werden Perspektiven entwickelt, aus denen eine neue Motivation für den Schulbesuch entsteht.

Die Rückschulungsquote der LaZ liegt bei fast 100 Prozent. Der Erfolg gründet in intensiver Beziehungsarbeit und einer guten Vernetzung mit der Schulsozialarbeit, den Stammschulen sowie bei Bedarf Austausch mit Jugendamt, Kinder- und Jugendpsychiatrien oder Beratungsstellen. „Die LaZ hat mir geholfen, nicht abzurutschen. Seitdem ich dort bin, ist mir die Schule wieder wichtiger geworden, weil ich eine gute Ausbildung machen will,“ so ein Teilnehmer.

Corona hat die Probleme verstärkt

Die Pandemie hat nochmals zu einem Anstieg von schulischen Problemen und Schulverweigerung geführt. Die LaZ wird auch in Zukunft eine wichtige Stütze sein, um Schüler*innen, die von akuten Krisen betroffen sind, zu unterstützen. Sie finden hier einen Raum und die Chance, die Krise zu bewältigen und können gestärkt in den Schulalltag zurückkehren. Für Bad Mergentheim ist die LaZ eine sinnvolle Ergänzung zu den allgemeinbildenden Schulen.

Mischfinanzierung

Das Projekt befindet sich in Trägerschaft der Jugendhilfe Creglingen e.V. und wird finanziert durch den Europäischen Sozialfonds, das Jugendamt Main-Tauber, die Agentur für Arbeit und der Stadt Bad Mergentheim. Unterstützung erhalten die zwei Sozialpädagoginnen von einer Lehrkraft, die vom Schulamt gestellt wird.

Christina Dworschak
staatl. Anerkannte Erzieherin, Sozialpädagogin (B.A.) Projekt „Lerngruppe auf Zeit“
Jugendhilfe Creglingen e.V.
Beträge aus PARITÄTinform 2/2022

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