Mit Inkrafttreten des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes im Sommer 2021 wurde der Grundstein für eine inklusive Ausrichtung der Kinder- und Jugendhilfe gelegt. Um diese gesetzliche Neuerung erfolgreich umzusetzen, reicht es nicht aus, lediglich die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Vielmehr müssen die beiden Hilfesysteme – Jugendhilfe und Eingliederungshilfe – sich einander annähern, kooperieren und voneinander lernen. Hierzu bedarf es eines Austauschs, der Entwicklung gemeinsamer Ideen, möglicher Angebotsformen und konkreter Projekte vor Ort. Doch wie lässt sich dieser Weg am besten gehen? Genau hier setzte der Paritätische Landesverband mit der Prozessbegleitung „Wir machen uns auf den Weg!“ an.
Die Prozessbegleitung fand von Oktober 2023 bis Januar 2025 statt und begann mit 14 Mitgliedsorganisationen. Bis zum Prozessende waren 4 Tandems aktiv, während eine Organisationen ohne Tandempartner teilnahm.
Am 22.01.2025 endete die Prozessbegleitung, und bei der Auswertung zeigte sich, dass alle Beteiligten den Austausch und die Vernetzung als äußerst bereichernd und gewinnbringend empfanden. Besonders wertvoll war das gegenseitige Kennenlernen der jeweiligen Aufgabenfelder und Systeme, was nicht nur die Kooperation förderte, sondern auch erste gemeinsame Schritte ermöglichte. So fanden zum Beispiel zwei Träger aus beiden Bereichen zusammen und organisierten ein Kennenlernen der Leitungskreise, wobei schnell Schnittmengen in der Arbeit sichtbar wurden. Daraus entstand die Öffnung zur gegenseitigen Teilnahme an Fortbildungen, die Zusammenarbeit in Einzelfällen sowie die Entwicklung von Ideen. Diese ersten Schritte sind von großer Bedeutung und inspirieren zu weiteren.
Doch nicht immer verläuft der Weg ganz reibungslos: Oftmals bremsen rechtliche Rahmenbedingungen oder fehlende Ressourcen. In solchen Fällen ist es wichtig, weitere Kooperationspartner zu gewinnen, Verwaltung und Politik zu überzeugen oder auch umzudenken bzw. neue Wege einzuschlagen.
Einige Stimmen aus der Prozessbegleitung, die den Wert dieses gemeinsamen Weges unterstreichen:
- „Kooperationen sind unglaublich wichtig. Im Zusammenschluss lässt sich mehr bewegen, und man lernt voneinander. Große Veränderungen sind nur möglich, wenn viele gemeinsam an einem Strang ziehen.“
- „Die Vernetzung und Kooperation bringen Schwung in die Entwicklung. Es ist entscheidend, die jeweiligen Aufgabenfelder zu kennen.“
- „Es ist wichtig, mit kleinen Schritten zu beginnen bzw. „kleine Brötchen“ zu backen.“
- „Sich Beispiele guter Praxis anzusehen, ist sehr hilfreich, und es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu erkennen.“
- „Die unklare gesetzliche Situation bremst in unserer Weiterentwicklung.“
- „Die Kooperation hat zu einer gegenseitigen Offenheit geführt. Ängste, der andere könnte einem etwas wegnehmen, haben sich nicht bestätigt. Vielmehr wird der Mehrwert der Zusammenarbeit erkannt.“
Die Erfolgsfaktoren, die sich aus den Erfahrungen der Prozessbegleitung ergeben haben, sind in der Anlage dieser Fachinformation zu finden.
Zum Abschluss der Prozessbegleitung ist eines sicher: Der Weg ist noch lange nicht zu Ende. Die Prozessbegleitung war ein wichtiger Impuls, um diesen Weg gemeinsam zu beginnen. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.
An der Prozessbegleitung haben folgende paritätische Mitgliedsorganisationen teilgenommen:
- Jugendberatung Freiburg und Freiburger Hilfsgemeinschaft
- kit jugendhilfe Tübingen und Lebenshilfe Tübingen
- Nachbarschaftswerk Freiburg und Lebenshilfe Breisgau
- Pestalozzi Kinderdorf Wahlwies und Haus am Mühlebach, Mühlhausen-Ehingen
- Pro Juventa Reutlingen
Gefördert wurde die Prozessbegleitung aus Mitteln der GlücksSpirale.