Im Zweiten Bericht zur gesellschaftlichen Teilhabe, den das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg zusammen mit dem Statistischen Landesamt erstellt hat, fokussiert die Wohnsituation armutsgefährdeter Menschen in Baden-Württemberg. Im Kern verdeutlicht der Bericht die sozioökonomischen Folgen des dramatischen Mangels an bezahlbarem Wohnraum und an Sozialwohnungen in Baden-Württemberg. Der Teilhabebericht zeigt, dass Wohnungsmangel und die steigenden Mietkosten Menschen mit mittlerem und niedrigem Einkommen besonders stark belasten und ein deutliches Armutsrisiko darstellen. Im Bundesdurchschnitt wenden die Menschen rund 28 Prozent ihres Einkommens für Mietkosten auf. Bei Haushalten mit geringen Einkommen sind es 45 Prozent. Die Gefahr, dass die hohe Mietbelastung hier zum Verlust der Wohnung bis hin zur Wohnungslosigkeit führen kann, ist enorm groß.
Mittlerweile unbestritten dürfte sein, dass gegen die Wohnungsnot nur Wohnungen helfen. Die jährliche Neubauleistung in Baden-Württemberg reicht nicht aus, um den vorhandenen Bedarf zu decken. Die Vermeidung von Wohnungslosigkeit durch Sicherung von Wohnraum muss oberste Priorität haben und der Ausbau von präventiv wirkenden Fachstellen gefördert werden. In vielen Fällen könnte Wohnungslosigkeit vermieden werden, wenn eine Fachberatungsstelle frühzeitig und spätestens, wenn die Räumungsklage eingereicht wurde, eingebunden wird und erfolgreich interveniert werden kann. Ebenso wichtig ist der Ausbau von Angebote für Frauen oder pflegebedürftigen Menschen, die von Wohnungslosigkeit oder Obdachlosigkeit bedroht oder betroffen sind. Um den großen Mangel an bezahlbarem Wohnraum wirksam entgegentreten zu können, sind die politischen Verantwortungsträger*innen und die Immobilienwirtschaft in der Pflicht, systematisch Wohnraum zu schaffen und zugänglich machen. Gleichzeitig muss der Bau von Wohnungen deutlich vereinfacht, Bürokratie abgebaut und Investitionssicherheit gewährleistet werden, damit der Bau von Wohnraum wieder attraktiv ist.
Wie bereits seit Jahren seitens der Wohlfahrtsverbände festgestellt, stellen auch die Autor*innen des Berichtes fest, das dringender Handlungsbedarf besteht: Die Zahl der Menschen, die sich in einer Wohnungsnotlage befinden und damit existenziell bedroht sind, nimmt weiter zu. Gleichwertige Lebensverhältnisse in Baden-Württemberg sind entscheidend von gezielten und wirksamen Antworten auf die drängenden Fragen des Wohnens abhängig. Jeder Mensch hat das Recht auf angemessenen und bedarfsgerechten Wohnraum. Die Wohnungsnot in Baden-Württemberg ist somit eines der gesellschaftlich relevantesten Themen unserer Zeit und gefährdet den sozialen Zusammenhalt massiv.